- Unsere Rede zum 1. Mai
Hallo zusammen, ich spreche für Furia – wir sind ein relativ neues Kollektiv, das sich aus den Protesten gegen die christlich-fundamentalistischen, rechtsextremen Aufmärsche „Marsch für die Familie“ und „Marsch fürs Leben“, dem sogenannten „Marsch fürn Arsch“ gegründet hat.
Unsere Arbeitsbereiche sind dabei vor allem Queerfeminismus und der Kampf gegen christlichen Fundamentalismus, uns ist es allerdings auch wichtig intersektional zu arbeiten, weshalb wir dieses Jahr auch als teil des Jugendblocks an dieser Demo teilnehmen, denn am Ende – wie es mit so vielen ist – sind für uns alle Befreiungskämpfe an ihrer Wurzel miteinander verbunden.
Und genau aus diesem Grund wollen wir heute ein Thema anschneiden, das zu oft leider unter den Tisch fällt: die Rolle von Flintas und Queers in den historischen Arbeiter*innenkämpfen.
Während Arbeitskämpfe nämlich schon jahrelang offen ausgetragen werden konnten, mussten sich Frauen jahrzehntelang (und Queers oft sogar bis heute) weiter verstecken. Sie wurden schlichtweg nicht mitgedacht, oft auch willentlich ignoriert und exkludiert und während es zumindest bei cis-Frauen einige Bestrebungen gab, fanden auch diese meist keinen Platz in den kämpfen der Gewerkschaften und Massenbewegungen – vor allem nicht, wenn diese sich außerhalb der damals prädominanten Geschlechterrollen bewegten.
Stattdessen mussten sie sich oft selbst auch außerhalb oder mit nur spärlicher Hilfe bestehender Strukturen organisieren, was zwar aufgrund diverser Stigmata eher regional, aber trotzdem nicht unbedingt erfolglos blieb. So schaffte es z.b. eine Gruppe lesbischer Busfahrerinnen in den USA selbstorganisiert „sexuelle Orientierung“ einer tarifvertraglichen Schutzklausel hinzufügen zu lassen, schwule Flugbegleiter und ihre Allies schafften es teils selbstorganisiert Kündigungsschutz für HIV-erkrankte in ihren reihen zu organisieren und im generellen bildeten sich mit der Zeit lokale Vernetzungen innerhalb der „queeren Arbeitsbereiche“ (traditionell oft auch von rassifizierten Menschen gefüllte Arbeitssparten, in denen vor allem weiße Queers oft auch aus rassistischen Gründen leichter Arbeit fanden als die bis dahin dort üblichen Demografien, weil sie „zumindestens weiß“ waren).
Jedoch blieb die LGBTQ-Community nicht einfach nur immer für sich, sondern wirkte auch aktiv in diversen „klassischen“ Arbeitskämpfen und Solidarnetzwerken mit. Einer der medial bekanntesten Fälle ist vermutlich die Organisation von LGSM und LAPC in den 80ern, welche u.a. durch den Film Pride bekannt wurde. In diesem Fall haben mehrere unter- und Splittergruppen der Londoner LGBTQ-Community aktive Supportarbeit für die Streiks der Minenarbeiter des Landes geleistet – anders als in dem Film dargestellt ging dabei allerdings die Organisation nicht einfach von einer zufälligen Ansammlung an Queers, sondern welchen, die teils bereits Jahre davor kommunistisch/anarchistisch/sozialistisch und in diversen organisierten Strukturen aktiv waren aus, und hatte auch eine Strukturierung wie wir sie eher aus dem „klassischen Organizing“ kennen.
Auch Beispiele wie diese zeigen: Solidarität ist nicht nur wichtig, sondern generell unser höchstes Gut im Widerstand – ein Mantra, das wir gerade auch heute in der aktuellen politischen Lage nicht vergessen dürfen. Neue diskriminierende Rechtssprechung gegen trans* Personen sind aktuell ja schon fast täglich an der Tagesordnung, während teils auch die mediale Panikmache gegen sie aktiv als weg der Kapitalist*innen genutzt wird, um bestehenden Schutz von uns Arbeiter*innen zu schwächen und mehr Eingriffe in z.b. die persönliche Privatsphäre am Arbeitsplatz zu rechtfertigen.
Nicht umsonst kommen auch die Hauptgelder hinter sämtlichen neuen anti-trans Reformen von Multi-Million oder Millionär*innen.
Entwicklungen wie diese zeigen für uns mal wieder klar: die Motivation des Großkapitals ist und bleibt die gleiche wie auch schon in den letzten Jahrhunderten: durch Othering eine gespaltene Arbeiter*inneklasse zu erzeugen, die sich mit Diskriminierung gegenüber marginalisierten Gruppen anstelle ihren echten feinden – den Kapitalist*innen – auseinandersetzt. Auch hier muss für uns deshalb klar gelten: ein Angriff auf eine*n ist ein Angriff auf alle!
Und aus diesem Grund finden wir auch die Prävalenz von transphoben Positionen innerhalb dediziert linker Spaces umso fataler. Durch rechten Populismus u.a. aus den USA und UK ist in den letzten Jahren trans- und allgemeine queerphobie auch in progressiven Kontexten leider wieder einmal viel zu salonfähig geworden. Sowohl vermeintliche Femnist*innen die vor lauter Hass gegen Befreiungskämpfe eine eigene 8 März Demo brauchen, als auch – und hier können wir uns leider auch nicht ausnehmen – selbst jetzt, hier, in diesem Moment ist mit dem FZ eine Gruppe sogar selbst-identifizierter TERFs anwesend.
Als Furia, als auch als Teil des Jugendblocks stellen wir uns klar gegen Positionierungen wie diese. Wir dürfen solche Leute – erst recht in unseren eigenen Reihen – nicht länger tolerieren!
Wir fordern euch auf, auch nicht leise gegenüber solch einer Raummeinahme von TERFs zu sein und euren trans-Genossis zu zeigen, dass Transphobie weder hier noch sonst wo Platz hat und wir diesen Kampf solidarisch gemeinsam führen.
Unsere Kämpfe sind verbunden und deshalb funktioniert auch der 1. Mai nicht ohne trans Personen.
TERFs verpisst euch, keine vermisst euch!
Alerta, alerta, queer-feminista!